Alle vier Jahre wieder treffen sich die europäischen Hacker zum Campen. Das CCCamp 2019 fand erneut im Ziegeleipark im Norden Berlins statt. Es war aber das erste Mal mit einer eigenen “Village” der Lightning Network Community. Da mussten wir hin!
Mit diesem entspannten Post tauchst Du ein ins Camp der Superlative, wirst Zeuge der täglichen Leidenschaft der selbsternannten Bolter, der nächtlichen Freak Shows der Lichtkünstler und Jedi-Meister des CCCamp. Los geht’s!

Unsere Mission
Mit dem Firmenauto von Bern nach Berlin – das war der Plan. Als Vertreter des Puzzle Lightning Teams sollten Oli und ich das Lightning Village am CCCamp mit unseren Gadgets unterstützen. Dementsprechend füllten wir auch unseren Kofferaum: Wir hatten unseren Lightning BeerTap, zwei Beutel Leuchtdioden aller Art, eine Buchstaben-Leuchtbox, zwei Meshnet Antennen, drei Raspis, fünf Pakete extrastarke Neonröhren, ’nen 3D-Drucker halbvoll mit Filament und ein ganzes Spektrum vielfarbiger LED-Streifen, Laser, Arduinos, Drohnen … sowie zwei Fässer Bier, ’ne Flasche Co2, zwei autonom fahrender Hoverboards, ’ne blaue Blockchain, ’n halbes Bataillon Botnet, eine aufblasbare und selbstskalierende Cloud, vier Quantum Computer, dreieinhalb Virtual Realities, fünf generische Zero-Knowledge Proofs und zwei Dutzend wasserfeste Deep Learning AIs. Nicht, dass wir das alles für unseren Trip gebraucht hätten, aber wenn man sich erst mal vorgenommen bei der abgedrehten Welt des CCCamp mitzumischen, dann neigt man dazu, extrem zu werden.
Und so starteten wir unseren Roadtrip: Von der Schweiz quer durchs sommerliche Deutschland, gehyped von Techie-Träumen und was uns am Camp wohl so erwarten würde.
Hier können wir nicht anhalten. Das ist analog-FarmVille Land!
13 Stunden und 7 Bitcoin Podcasts später war es dann soweit und wir erreichten unser Ziel, den Ziegeleipark Mildenberg!
Die Location
Beim CCCamp trifft alte Industrie auf moderne Technik. Während der Technik-Teil klar sein dürfte, kommt der Industrie-Teil daher, dass das Camp auf dem Gelände einer alten, stillgelegten Ziegel-Fabrik stattfindet. Wenn Du mehr über den Park erfahren möchtest findest Du hier eine 360° Tour.
- Und obendrein auch noch Flipperkasten! Man fand alles was das Hacker-Herz höher schlagen lässt.
- Der alte Kamin dient neuen Zwecken: Als Fahnenmast und Funk-Antenne.
Am Camp hat man uns erzählt, dass man auch für vergangene CCCamps extra Glasfaser Leitungen verlegt und/oder Richtfunk Netze aufgestellt hat. Damit wurde jeweils eine derart hohe Datenübertragungsrate erreicht, dass der lokalen Bevölkerung geradezu der Kinnladen runter fiel, wenn sie in den Genuss des Surfens auf diesem Netz kamen. Ausserdem gab es öffentliche IPs, NAT ist für n00b5. Mehr dazu in diesem Heise Artikel.
Sicherheit am Camp: Die Cyberwehr ist allzeit bereit Cyberware zu fixen.
Village “402: Payment Required”
Das Village der Lightning Wizards gab sich den Namen “402: Payment Required”, benannt nach dem HTTP Status 402. Dieser wurde bereits früh als Status für Zahlungsaufforderungen reserviert, weit bevor es Technologien gab, mit denen man weltweit Zahlungen in Echtzeit durchführen konnte. Die Antwort darauf ist natürlich das Lightning Network, das vielversprechendste Zahlungsprotokoll fürs Internet. Deswegen dieser Name.
Hier siehst Du uns beim Aufbau unseres Villages, wo wir Workshops veranstalteten, Debatten hielten, anderen Campern die Funktionsweise des Lightning Networks aufzeigten und ihnen halfen, ein Lightning Wallet aufzusetzen, Testkäufe ermöglichten, zukünftige Projekte planten, Vorträge hielten, oder einfach nur programmierten. Du weisst schon, was man beim Campen halt so macht.
- Ein Vortrag bei Nacht
- Unser neuer Lightning BeerTap “FlashFlush”. Im Vergleich zum älteren BeerTap “ZapTap” hat der Neue nun eine bessere Kühlung und zwei Zapfhähne. Dank dem erhöhten Durchsatz auch das Wort “Flush” im Namen.
- Ein selbstgebauter Candy Automat, der Lightning-Zahlungen akzeptiert. Mhhh, yummyyy, NeRdS!
- Für Besucher, die noch kein Lightning Wallet besassen, hatten wir ein Voucher System (https://donnerlab.com/voucher/). Dies basierte auf einer Webseite, auf der man unkompliziert Satoshis auf dem Lightning Network verschicken konnte, ohne irgendwelche Vorbereitungen zu tätigen. Somit konnten alle Lightning ausprobieren. Viele waren positiv überrascht über die Synchronität der Zahlungen.
- Der Hauptentwickler des RaspiBlitz (https://github.com/rootzoll/raspiblitz) organisierte das Village und brachte seine unzähligen Raspis mit.
- Auf dem Candy Automaten steht eine Instant-Kamera, die Lightning Zahlungen akzeptiert.
- Sogar das legendäre Lightning Fahrrad hatten wir am Camp, auch das akzeptiert Lightning Zahlungen.
Es gab Talks, die auch über Lightning selber hinaus gingen. So stellte Jonas Nick zum Beispiel nix-bitcoin vor, ein Projekt, welches automatisiert Bitcoin und Lightning Nodes aufsetzt.
Oli und ich stellten den Ice Dragon vor, unseren Prototypen, der es Content Providern ermöglichen soll, auf eine einfache Art und Weise Lightning-Zahlungen für Ihren Content zu erhalten.
Mehr Informationen zum Projekt gibt es auf ice-dragon.ch, Github oder auf Anfrage.
Oli hielt ausserdem noch einen Vortrag über Kryptographie oder genauer gesagt, eine Einleitung ins Thema Elliptic-Curve Cryptography.
Der Bier Zapfhahn war auch am CCCamp sehr beliebt. So sehr sogar, dass Besucher per Lightning bezahltes Bier gegenüber kostenlosem Bier bevorzugten (was wir auch bereits an den Lightning Hackdays in München erlebten).
Party Hard
Nun zum eindrucksvollsten Teil der (Foto-)Geschichte: Die Lichter-Exzesse in den Nächten, bei denen die Camp-Besucher keine Grenzen mehr kannten. Dieses Funkeln und Blitzen an jeder Ecke (gegen das sogar Las Vegas wie die öde Weihnachtsbeleuchtung meiner Grossmutter wirkt) und die surrealen Gespräche, die ich mit angetrunkenen Techno-Geeks führte, erinnerten mich an den Film-Klassiker Fear and Loathing in Las Vegas. Das war es also, Fear and Loathing in Berlin, und wir mittendrin.
- Der Wayne-Train wurde fürs Camp massiv gepimpt.
- “Ein Spaziergang in der Natur” für Hacker
- LED + Spiegel = 1337
Das Lightning Village gab natürlich auch Gas. So hatten wir zum Beispiel einen LED-Propeller, auf dem ein Video lief, ähnlich wie auf dem Video… nur ohne Drohne 😉
Unbekannte haben wohl so hart gefeiert, dass Sie eine 5 Euro Note geschreddert haben. Mehr dazu hier. “Make it Rain” ist sowas von Gestern!
Das war’s dann auch fürs CCCamp 2019. Nicht aber für Berlin. Da geht’s nach einer kurzen #BUIDL-Pause nämlich weiter mit der Lightning Conference!
Auf Wiedersehen!