LinuxCon Europe 2016

Vom 4. bis zum. 6. Oktober fand in Berlin die LinuxCon Europe statt, welche auch die ContainerCon Europe beinhaltete. Für Puzzle waren Andreas Grünenfelder, Jürg Schulthess, Lukas Grimm, Lukas Kallies und Thomas Müller vor Ort, um sich über aktuellen Themen im Ökosystem rund um Linux zu informieren und sich mit anderen Entwicklern, Systemadministratoren und Entscheidern auszutauschen. Nicht zuletzt wurde der 25. Geburtstag von Linux gefeiert und Thomas Di Giacomo verkündete den Sieg von Open Source über „Evilcorps“.

Die Bandbreite der Vorträge war gross und wir versuchten, möglichst viele verschiedene Referate zu besuchen. So wurde an einem Vortrag tief in den Kernel eingetaucht und die Debugging-Möglichkeiten dessen besprochen, wohingegen beim nächsten Vortrag über das Schulsystem und die Ausbildung von Programmierern diskutiert wurde. Die meisten Vorträge waren sehr interaktiv gestaltet und man wurde als Zuschauer in die Diskussion mit eingebunden. In den folgenden Abschnitten wollen wir ein paar Vorträge etwas genauer beleuchten. Einen Überblick finden Sie hier.

Git LFS

Git hat ein Problem mit grossen Dateien. Um dieses Problem zu lösen, entwickelten Atlassin und GitHub parallel eine Lösung. Noch vor der offiziellen Ankündigung der Produkte, lies Atlassian ihr Git LOB fallen und contributet seither zu Git LFS von Github. Git LFS ersetz Bild/Audio/Video oder sonstige grosse Dateien in einem Repository durch einen Pointer und speichert diese Dateien im LFS-Store. So wird immer nur der letzte Stand einer grossen Datei ausgecheckt. Da bei binären Dateien das Diffen (das Vergleichen der Änderungen) und Mergen (das Zusammenführen der Änderungen aus verschiedenen Quellen) (noch) nicht funktioniert, hat Git LFS einen Lockingmechanismus eingeführt, welcher über alle Branches funktioniert.
Weitere Informationen gibt es im Github Repository zu Git LFS.

Varnish Cache Optimierung

Varnish ist ein Werkzeug um HTTP-Verbindungen zu optimieren, indem Inhalte gecached (zwischengespeichert) werden. Die Optimierung ist möglich, da Inhalte nicht bei jedem Aufruf dynamisch erzeugt werden müssen, sondern mehrfach verwendet werden können, beispielsweise wird die eine Webseite nicht jede Minute geändert, aber dieselbe Webseite in einer Minute von Tausenden Besuchern gleichzeitig abgerufen. Per Buer von Varnish Software zeigte in seinem Vortrag Tuning Linux to Get the Best Performance from Varnish Cache Möglichkeiten auf, wie Varnish für die eigenen Szenarien optimiert werden kann. Hierfür empfiehlt Per eine Laborumgebung mit drei Nodes, einem Client, einem Router und einem Server. Der Router fügt hierbei mittels netem (Network Emulation) künstliche Verzögerungen und Packet loss ein um ein echtes grosses Netzwerk zu emulieren. Würde die Emulation auf dem Varnish Server selbst laufen, würden (Fehler-)Meldungen der Emulation auf diesem nicht zum Verständnis beitragen. Im Beispiel wurde ein Package loss von 1% definiert:

tc qdisc add dev eth0 root netem loss 1%

Als Backend wurde im Vortrag dummy-api empfohlen. Diese Go-Applikation ermöglicht die Simulation einer echten API mit hoher Performance bei gleichzeitig geringer Systemlast. Ausserdem wurde das Setzen einiger „ungefährlicher“ Tunables empfohlen, so beispielsweise

net.ipv4.ip_local_port_range="2000 65500"

um mehr Ports zur Verfügung zu haben oder

net.ipv4.tcp_fin_timeout="10"

um den Timeout von 60s auf 10 herunter zu setzen und somit time_wait Problemen entgegenzuwirken.

Abschliessend gab uns Per noch den Rat, bei Varnish zwei Pools zu verwenden und HTTP Header zu normalisieren (z.B. bei Gross-Kleinschreibung) mit auf den Weg.

Monitoring Container

In diesem Vortrag wurden die verschiedenen Tools von Sysdig vorgestellt. Sysdig ist eine Systemanalyse-Suite, welche via Kernelmodul viele Informationen über das System liefert. So können zum Beispiel mit sysdig -c netstat Informationen von netstat ausgelesen werden.

Think of sysdig as strace + tcpdump + htop + iftop + lsof + transaction tracing + awesome sauce.

Mit csysdig wird zusätzlich ein Terminal User Interface mitgeliefert, welches ein ähnliches „Look and Feel“ bietet wie htop, jedoch ein Mehrfaches an Funktionen bietet. Sysdig Cloud bietet die selben Funktionen für Container, bietet ein übersichtliches Webinterface und läuft in einem separaten Container.
Mit Sysdig Falco hat sysdig zusätzlich noch eine Security und Anomaly detection Suite im Angebot.
Weitere Informationen gibt es im GitHub Repository zu sysdig oder auf der sysdig Projekthomepage.

Automotive Grade Linux

Die Fahrzeugindustrie tut sich mit schnellen Veränderungen in der Welt der Software schwer. Von der Konzeption einer Neuerung in der Software bis zur Serienreife dauert es 2-3 Jahre. Dies ist zu lange für echte Innovation in der Fahrzeuginformatik und an CD/CI ist damit kaum zu denken.
AGL ist ein Projekt der Linux Foundation und hat zum Ziel für die Fahrzeugindustrie eine Standard Linux Plattform zu bieten, die Innovation erleichtert. Erste Versionen dieser Plattform sind seit Anfang 2016 verfügbar und namhafte Hersteller (Toyota, Landrover, Ford, Jaguar) sind mit von der Partie.
Interessant ist das Spektrum der Plattform. Sie muss von Unterhaltungssystemen bis hin zum autonomen Fahren alles ermöglichen und die ganze Palette an unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen abdecken.

OpenStack Orchestration Deep Dive

In diesem Tutorial wurden die Interessenten durch das automatisierte Aufsetzen potenziell komplexer Rechnerinfrastrukturen geführt. Die OpenStack Trainingsinfrastruktur von hastexo stand zur Verfügung, um die Erklärungen zu Heat templates, cloud-config und cloud-init auszuprobieren. Florian Haas führte souverän durch das 2-stündige Tutorial.

Ausstellung

Neben den Vorträgen konnten sich Besucher an den Ständen der Unternehmen und Vereinigungen über aktuelle Technologien und Trends informieren. So tauschten sich beispielsweise die Puzzler Jürg Schulthess und Lukas Kallies mit Klaus Behrla von der Linux Foundation über aktuelle Tranings aus. Bei diesem Gespräch erfuhren sie (Puzzle ITC ist übrigens ein Linux Foundation Mitglied) von aktuellen E-Learning Kursen, kostenfreien Kursen wie beispielsweise für OpenStack und den Entwicklungen bei den Linux Foundation Certified System Administrator (LFCS), Linux Foundation Certified Engineer (LFCE) und Certified OpenStack Administrator (COA) Zertifizierungen.

Fazit

Die LinuxCon Europe ermöglichte uns den Austausch mit Softwareherstellern, Dienstleistern und Kunden. In vielen Sessions und Gesprächen konnten wir neue Technologien kennenlernen, Neues sehen und Wissen vertiefen. Der Besuch hat sich für uns gelohnt und freuen uns darauf unser Wissen mit unseren Kunden teilen zu können. Wir können die LinuxCon als Plattform allen Linux-Enthusiasten empfehlen. Übrigens wird die Veranstaltung ab 2017 unter dem Namen „Open Source Summit“ firmieren, die Europa-Version wird in Prag stattfinden.

berlin

Bild: Lukas Kallies

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