Puzzle Reworked – ein Buchtipp

Ein Bestseller in England und den USA propagiert eine Arbeits- und Führungskultur, die mit vielen heute etablierten Praktiken des Managements bricht. Muss sich Puzzle neu erfinden?

Jason Fried und David Heinemeier Hansson, die Gründerväter von 37signals, landen mit ihrem Buch Rework seit diesem Frühling einen Grosserfolg. Das Genre trifft vielleicht nicht jeden Ingenieurs Kerninteressen, ist aber in jedem Fall lesenswert – in jeder Unternehmenseinheit und auf jeder Hierarchiestufe.front-cover_sSchon die Statements auf dem Einband weckten mein Interesse, um nicht zu sagen Empathie mit den Autoren: “ASAP is poison”, “Meetings are toxic” – etwas überspitzt und provokativ, aber äusserst pointiert. Das Buch betrachtet die Funktionsweise unseres Geschäftsalltags kritisch und setzt den Rotstift meistens genau dort an, wo es vermeintlich nichts zu rütteln gibt.

Die hiesige Arbeitskultur setzt selbst in scheinbar innovativen Unternehmen stark auf Althergebrachtem auf, das neuen technologischen Möglichkeiten der Kommunikation, sowie der Kreativität und Motivation der Mitarbeiter oft wenig Rechnung tragen kann. Eine evolutionäre Verstaubung des Qualitätsbegriffs ist im Gange, die mit Worthülsen und Formalitäten überspielt wird. 37signals räumt auf mit traditionellen Konzepten der Unternehmensführung und propagiert z.B. folgende Herangehensweisen:

Ignore the real world

“That would never work in the real world.” The real world isn’t a place, it’s an excuse. It’s a justification for not trying.

Planning is guessing

“This is where we’re going because, well, that’s where we said we were going.” Plans are inconsistent with improvisation. [..] Working without a plan may seem scary. But blindly following a plan that has no relationship with reality is even scarier.

Start making something

“I had the idea for eBay. If only I had acted on it, I’d be a billionaire!” That logic is pathetic and delusional. Having the idea for eBay has nothing to do with actually creating eBay. What you do is what matters, not what you think or say or plan.

Embrace constraints

“I don’t have enough time/money/people/experience.” Stop whining. Less is a good thing. Constraints are advantages in disguise. Limited resources force you to make do with what you’ve got. [..] And that forces you to be creative. [..] So before you sing the “not enough” blues, see how far you can get with what you have.

Underdo your competition

Conventional wisdom says that, to beat your competitors, you need to one-up them. If they have four features, you need five (or 15, or 25). [..] Do less than your competitors to beat them. Solve the simple problems and leave the hairy, difficult, nasty problems to the competition. Instead of one-upping, try one-downing. Instead of outdoing, try underdoing.back-cover_sDer hochgepriesene Bruch mit allem Konventionellen ist bestimmt in kaum einem Unternehmen umsetzbar, zuweilen nicht einmal erstrebenswert. So hat Rework wohl nicht primär den Anspruch auf Anwendbarkeit, sondern will vielmehr die Wichtigkeit von Unvoreingenommenheit, Flexibilität und Kreativität unterstreichen. Viel wichtiger als die Umsetzung ist permanentes Hinterfragen der eigenen Strukturen. Sich vor Augen zu führen, dass die einzige Konstante der Wandel ist, und man sich mit ihm besser anfreunden sollte, darum geht es.

Die konsequente Verfolgung genau dieser Philosophie ist mitunter, was ich an Puzzle als Arbeitgeber schätze. Unser Unternehmen ist nicht organisiert wie 37signals, jedoch erkenne ich einige Ansätze aus Rework in unserem Alltag wieder. So ist die Überzeugung, dass unsere Dienstleistungen nur so gut sein können, wie sich die einzelnen Mitarbeiter bei der Arbeit fühlen, seit jeher tief in der Unternehmenskultur verwurzelt. Rework ist motivierend und spornt an, nichts per se als gegeben zu akzeptieren und stets das Beste aus dem Hier und Jetzt zu machen.

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